Schüler*innen gedenken der Opfer des Nationalsozialismus

Einige Schüler*innen der 7.4 reinigten in Gedenken an die Reichsprogromnacht am 9. November 1938 die Stolpersteine in Bovenden. Im Vorfeld sprachen sie im Unterricht über die Ereignisse des 9. November und dessen Auswirkungen.

Die Stolpersteine wurden vor fünf Jahren auf Initiative eines Geschichtskurses der IGS verlegt. Im Vorfeld recherchierten die Schüler*innen die Schicksale der verfolgten Personen im Bovender Archiv. Die Stolpersteine erinnern an Rosa, Julius und Hans Hermann  Jacobs sowie an Max Lilienthal. Hier finden Sie kurze Auszüge ihrer Biographie:

Rosa Jacobs:

Rosa Jacobs wurde am 12. November 1888 in Bovenden geboren. Ihre Eltern waren Abraham und Johanne Lilienthal. Sie heirate 1926 den Kaufmann Julius Jacobs. Sie lebten gemeinsam mit ihren Eltern im Haus ,,auf dem Thie 8″. Am 9. Juli 1927 brachte sie ihren Sohn Hans Hermann zur Welt. Am 26. März 1942 wurde sie mit ihrem Mann und Sohn in das Warschauer Ghetto deportiert.

Julius Jacobs:

Julius Jacobs wurde am 27. März 1890 in Moringen geboren. Er lernte den Beruf eines Kaufmannes und nach der Heirat seiner Frau Rosa Jacobs, geborene Lilienthal aus Bovenden, zog er zu seiner Frau und übernahm das Manufakturwarengeschäft von seinem Schwiegervater.

Die zunehmende Unterdrückung der Juden durch die Nationalsozialisten hatte großen Einfluss auf die Familie Jacobs. Durch die Boykotte von jüdischen Geschäften musste Julius Jacobs sein Geschäft um ca. 1935 schließen. Ab 1936 arbeitete er als Bauarbeiter unter anderem bei den Firmen Dawe&Söhne, Ludwig Avenarius und August Drege bis 1939. Von 1941-1942 arbeitete er als Zwangsarbeiter bei der Firma August Drege.

Am 26. März 1942 wurde Julius Jacobs in das Warschauer Ghetto deportiert.

Hans Hermann Jacobs:

Hans Hermann wurde am 9. Juli 1927 in Bovenden geboren. Seine Eltern waren Rosa und Julius Jacobs. 1938 besuchte er vermutlich eine jüdische Schule in Hamburg. 1941 kehrte er zu seinen Eltern nach Bovenden zurück. Auch Hans Hermann wurde im Alter von 15 Jahren mit seinen Eltern in das Warschauer Ghetto deportiert.

Familie Jacobs gilt seitdem als verschollen. Auf Bitten des überlebenden Onkels, Max Lilienthal, wurden seine Schwester, sein Neffe und Schwager nach dem Krieg für tot erklärt.

Max Lilienthal:

Max Lilienthal wurde am 10. Oktober 1895 geboren und lebte mit seinen Eltern und der älteren Schwester in Bovenden. 1911 erlernte Max Lilienthal das Fleischerhandwerk. 1915 wurde Max zum Wehrdienst eingezogen und kämpfte während des Ersten Weltkrieges an der Ost- und Westfront. Kurz vor Ende des Krieges wurde er schwer verwundet. Aufgrund seiner Verwundung konnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben und wurde Beamter. Doch wegen seiner nichtarischen Abstammung wurde er 1934 von den Nationalsozialisten entlassen.

Die Recherchen haben ergeben, dass Max Lilienthal trotz der Unterdrückung nicht aufgegeben hat, für gewisse Dinge zu kämpfen. Nach einer Anordnung im Juli 1942 sollten Juden in Deutschland sämtliche Luxusgüter abgeben. Ein Fahrrad gehörte ebenfalls dazu. Max Lilienthal legte gegen die Abgabe seines Fahrrades mit der Begründung „Kriegsgeschädigter“ zu sein einen Widerspruch ein. Schließlich durfte er sein Fahrrad behalten.

Am 20. Juli 1942 wurde er über Göttingen in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er hat die Verbrechen überlebt.

Nach dem Krieg kehrte Max Lilienthal nach Bovenden zurück und verstarb am 05. August 1971 in Bovenden.