Theater oder Schule?

Ausgewählt aus über dreißig Bewerbungen als eine von nur neun Schülertheaterproduktionen aus ganz Niedersachsen. Mit viel Stolz und einer ordentlichen Portion Nervosität machte sich am Montag der DS-Kurs des lila Jahrgangs auf nach Osnabrück zu den 23. Niedersächsischen Schülertheatertagen, um dort ihr Stück „A oder B“ zu aufzuführen. Mit kurzfristigen Krankheitsausfällen und ordentlich Zugverspätung startete die Woche mit einigen Komplikationen, doch davon ließ sich der nun von elf auf nur sieben Schülerinnen reduzierte Kurs nicht beirren. Nach der Auftaktveranstaltung und einem ersten Theaterstück am Montag, wartete am Dienstag ein Workshoptag, an dem die Jugendlichen nach Wahl zu Performancetheater, Bühnenpräsenz und Choreographie arbeiteten. Mittwoch und Donnerstag beeindruckten dann die Gruppen der anderen Schulen mit so unterschiedlich wie eindrücklichen Aufführungen. Energiegeladen, berührend, vielfältig, professionell, synchron, bedrohlich und intensiv entfachten die Präsentationen bei den Schülerinnen der IGS ein völlig neues Maß an Theaterbegeisterung.

Am Donnerstag öffnete sich dann der Vorhang für die IGS Bovenden. Unter der Spielleitung von Luisa Rühling erforschte die Gruppe in ihrer Szenencollage „A oder B“ kleine und große Entscheidungen, die nicht leichtfallen. Angefacht von der Qualität der bisherigen Aufführungen und der pulsierenden Festivalstimmung übertrafen sich die sieben Spielenden selbst: Bei der Frage nach Witz oder Ernst zeigte David Bogdanovic (8.4) großes komödiantisches Talent. Ob nun Kind oder Erwachsen wurde am Beispiel einer Scheibe Wurst auf die Hand an der Fleischtheke ausgehandelt. Aylin Moiseenko (8.1) setzte in einem grandios gespielten, nicht enden wollenden Wutanfall mit vollem Körper- und Stimmeinsatz ein echtes Ausrufezeichen. Fridolin Köhn (8.1) wiederum machte als abgebrühter Fleischereifachverkäufer eine Nebenrolle zum heimlichen Star und Luca Brexner (8.4) verkörperte den trotzigen Jugendlichen mit einer Bühnenpräsenz, die beeindruckte. Elli Gerland und Noah Paul Rothe (beide 8.3) berührten in der Szene „Freundschaft oder Liebe“ die Herzen und wurden im Nachklang mehrfach für ihren Mut gelobt, ein so sensibles Thema so nahbar und authentisch auf der Bühne darzustellen. Und Emil Chatzistamatiou (8.2) zeigte in der letzten Szene eindrücklich haareraufend, dass eine Einteilung in anders oder normal selbst einen Professor an den Rande des Wahnsinns treibt. Mit dieser überragenden Gruppenleistung zogen die sieben Darsteller*innen das Publikum in ihrem Bann und die Entscheidung war eindeutig, als es schließlich hieß: Zuschauen oder Mitmachen.

Anfang oder Ende? Erschöpft, aber unheimlich inspiriert ging es am Freitag wieder nach Hause. Im Gepäck das Motto der diesjährigen niedersächsischen Schülertheatertage: WEITERSPIELEN!